Genossenschaft Nordbahnhof
Eine kleine Rückschau zum 25 Jahr Jubiläum
(An der Generalversammlung vom Vicepräsidenten M. Wegmann gehalten.
Teilweise dienten die Stichwortnotizzen A. Hofer zur schriftlichen Rückschau)
Am 29. April dieses Jahres fand die 25. Generalversammlung der Genossenschaft Nordbahnhof statt. Die Genossenschaft feiert also in diesem Jahr „ Silberne Hochzeit“. Ihr 25 jähriges Jubiläum. 25 Jahre sind eine lange Zeit. Grund genug, um an der GV einmal ein bisschen zurück zu schauen. Revue passieren zu lassen, warum es diese Genossenschaft überhaupt gibt und welche Ziele sie verfolgt.
Das Zurückschauen soll aber auch als Laudatio für den krankheitshalber abwesenden Präsidenten, Willi Bürgin, verstanden sein. Er hat all die Jahre mit viel Engagement die Geschicke der Genossenschaft geleitet.
Zugleich können diese Aufzeichnungen dazu benutzt werden, um all den Mitgliedern der JB Santihans wieder einmal die Geschichte des Cliquen Lokales in Erinnerung zu rufen. Für einige Junge oder Neueingetretene ist es sicher interessant zu hören, wie die JB zu einem so schönen Cliquenlokal gekommen ist.
Ende der 70er Jahre war es wieder einmal soweit. Die JB musste sich schon wieder ein neues Übungslokal suchen! Dies war sehr ärgerlich, hatte man doch vor noch nicht so langer Zeit im Basilea einen schönen Keller eingerichtet. Die Diskussionen im Vorstand zeigten deutlich, dass man nicht - wie viele andere Cliquen - in einem Schulhaus üben wollte. Denn bei der JB sollte das Zusammensitzen und die Geselligkeit nach den Übungen einen hohen Stellenwert einnehmen. Deshalb wollte man das Übungslokal wenn immer möglich in einer Wirtschaft oder in einem Keller haben.
Zum Glück wurde der Vorstand bald fündig. Das damalige Wirte-Ehepaar des Nordbahnhofs, ( übrigens Gründungsstätte der Clique) Hanspeter und Nelli Thommen, boten uns den Anexbau des Restaurantes Nordbahnhof an, in dem eine Kegelbahn war, welche nicht mehr als solche benutzt wurde. Natürlich bedeutete dies, wieder einen finanziellen Aufwand, verbunden mit viel Fronarbeit.
Ab 1978 nutzten wir dann unsere neue Übungsstätte. Anfangs war es noch etwas moderig. Und eng war es in diesem Kegelbahn-Schlauch auch. Doch es war sehr gemütlich eingerichtet. Da die Clique wuchs, vor allem die Junge Garde, war es bald notwendig, dass das sich im Untergeschoss befindliche “Schlacht-Hüsli” – die Wirte schlachteten früher eben noch selbst – oder der “Schiesskäller” wie wir ihn nannten, ebenfalls restauriert und eingerichtet wurde. Dies geschah 1980.
Leider dauerte diese Idylle nicht sehr lange. Ende der 80er Jahre berichtete uns der Wirt, dass die Brauerei Feldschlösschen, also die Besitzerin der Liegenschaft, das Haus mit Wirtschaft verkaufen wolle.
Sollten wir nach wenigen Jahren und viel finanziellem und eigenem Aufwand schon wieder auf der Strasse stehen, wenn ein neuer Besitzer kommt? Diese Frage beschäftigte den damaligen Vorstand unter der Leitung von Willi Bürgin enorm. In einer der zu jener Zeit häufigen Vorstandssitzungen kam dann der rebellische Gedanke ins Spiel: Was, wenn wir die Liegenschaft selbst kaufen? Als Besitzer kann uns niemand mehr auf die Strasse setzen!
Der Präsident war von dieser Idee fasziniert. Ebenso einige andere Vorstandsmitglieder. An einer ausserordentlichen GV fand eine Mehrheit der JBler, man sollte das waghalsige Projekt angehen.
So pilgerte der Präsident und Andreas Hofer, damals Pfeiferchef und Vorstandsmitglied, nach Rheinfelden ins Feldschlösschen. Wo wir dem Direktor unser Projekt darlegten. Dieser war von der Idee ebenso begeistert wie wir selbst. Er versicherte uns seine Unterstützung, sollten wir die Eigenmittel zusammen bekommen.
Das Sammeln des Geldes für die Finanzierung, war nicht einfach. Viele Mitglieder begegneten uns mit grosser Skepsis, was ja verständlich war. Doch letztendlich klappte es. Denn viele KMU’s im Quartier, denen die JB sympatisch war, halfen mit. So konnten wir froh gelaunt nach Rheinfelden fahren und mit dem Kaufvertrag zurückkehren.
Am 15. Februar 1984 konnte im Zunftstübli des St. Alban-Eck’s die Gründungsversammlung abgehalten werden.
Der neu gewählte Vorstand wusste damals nicht, was er da alles ausgelöst hatte. Wieviel Arbeit auf ihn wartete.
Zuerst musste ja das Restaurant ganz renoviert werden und ein neuer Wirt sollte ebenfalls gefunden werden. Zudem warteten hundert andere Arbeiten auf deren Ausführung. Zum Glück durften wir die vollste Unterstützung aller JBler erfahren. Jede und Jeder packte an. Es wurde geputzt, abgelaugt, frisch gestrichen, neu getäfert und und und.
Die Neueröffnung des Nordbahnhofes, unseres Nordbahnhofes wurde zu einem einmaligen Erlebnis. Feldschlösschen kam mit seinen schönen Brauerei-Rossen und dem imposanten Sechsspänner. Welch farbenfrohes und stolzes Ereignis durften wir feiern.
Nun, so schön Besitztum ist. Er hat auch seine Schattenseiten. Bald mussten wir den harten Alltag über uns ergehen lassen. Der Wirt eröffnete uns, dass er in Konkurs gehen müsse.
Für uns schien die Welt zusammen zu brechen. Hat sich all die Plackerei nicht gelohnt? Schlaflose Nächte mit Angst und Bangen. Doch wir kamen mit einem blauen Auge davon. Das Weiterbestehen zeichnete sich ab. Und so folgten Jahr um Jahr mit Hochs und Tiefs. Mehrheitlich aber konnten wir den Genossenschafterinnen und Genossenschafter eine gute Bilanz vorweisen. Das zur Verfügung gestellte Geld brachte Zins und war gut angelegt.
Natürlich bedeutete dies für die 5 Vorstandsmitglieder nach wie vor vollen Einsatz verbunden mit Erfolgen und Misserfolgen. Dazu gäbe es einige Anekdoten zu erzählen.
Ende der 80er Jahre waren wir finanziell so gut gestellt, und die zu verrichteten Arbeiten waren so gut eingespielt, dass der Vorstand begann, sich mit einem Cliquen-Keller Neubau zu befassen. Die Planungsarbeiten wurden von Robi Neth in hervorragender Manier geleistet. Überhaupt spürten wir in dieser Phase wieder einmal eine grosse Unterstützung vieler JBler und JBlerInnen.
Gerade rechtzeitig zum 75 Jahre Jubiläum unserer Clique, konnte 1995 das neue Cliquenlokal eingeweiht werden. Damit hatte die Genossenschaft ihr zentrales Ziel: die Erhaltung der Liegenschaft als Lokalität zur Ausübung kultureller Belange, insbesondere der Pflege alter Basler Traditionen, eigentlich erreicht. Jetzt waren auch die letzten JB-Zweifler und Kritiker überzeugt. Froh und stolz ein schönes eigenes Cliquen-Lokal zu besitzen.
Wenn da nur nicht noch die Liegenschaft mit der Wirtschaft und den Mietwohnungen gewesen wäre, welche ja immer noch viel Arbeit mit sich brachte. Alle Bemühungen der Vorstandsmitglieder, in der JB junge Kräfte zu aktivieren, welche mithelfen die grosse Arbeit zu bewältigen, scheiterten über Jahre. Es war einfach niemand bereit diese Last mitzutragen.
Doch der Verkauf dieser Liegenschaft war nicht möglich, bevor die Gewissheit bestand, die Parzelle zu unterteilen und das Cliquenlokal abzutrennen. Gespräche mit dem Regierungsrat und den Chefbeamten des Baudepartementes machten es dann doch noch möglich. Nach Eintrag der Parzellentrennung im Grundbuch stand dem Verkauf nichts mehr im Wege. Jetzt musste nur noch ein Käufer gefunden werden, der die Liegenschaft mit dem Restaurant und den Wohnungen kaufen wollte. Manche Interessenten waren eben nur am Kauf beider Gebäulichkeiten interessiert.
Doch auch dieser Verkauf kam Zustande. Das Wirte-Ehepaar Müslüm wurde 2005 Besitzer der Liegenschaft Mülhauserstrasse 123.
Die Genossenschaft NORDBAHNHOF und damit die JB Santihans erhielt ihr Cliquen-Lokal mit der Adresse: Davidsbodenstrasse 44!
Damit konnten die von vielen Mitgliedern zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel in Form von Genossenschaftsanteilen zurückbezahlt werden.
Die Genossenschaft besteht seitdem aus den ehemaligen Vorstandsmitgliedern: W. Bürgin, Präsident, M. Wegmann, Vice, A. Hofer, Kassier, J. Werdenberg, Sekretärin und R. Neth, Lokalverantwortlicher. Als Genossenschafter zeichnen zudem der Obmann oder die Obfrau der JB Santihans: Junge Garde, Stamm und Alte Garde.
So lebt nun hoffentlich eine Geschichte weiter, die in all den Jahren manche Turbulenz überstehen musste. Damit alle Mitglieder enger zusammenbrachte und uns allen ein schönes Cliquenlokal bescherte. Die Arbeiten sind auf ein für Alle machbares Mass gesunken. So ist zu hoffen, dass wir bei einem nächsten Aufruf, Nachfolger oder Nachfolgerinnen für die Vorstandsarbeiten zu finden, auch Erolg haben werden.
Basel, im April 2009/ah